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Netzwerkveranstaltung: Neue Ideen und Chancen der Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich

Franziska Löwandowski vom Start-Up Renephro erklärt ihren Ansatz für eine individualisierte Dialyse für mehr Lebensqualität von Betroffenen. ©ThinkTank OWL

23. Mai 2023 Bielefeld – Schon der Blick auf die Gästeliste zeigt: Bei der gemeinsamen Veranstaltung von ThinkTank OWL, CareTech OWL und der PVM GmbH „Innovation.Gesundheit.OWL“ vernetzten sich die unterschiedlichsten Akteure aus dem Gesundheitsbereich. Über 60 Vertreter*innen aus Wirtschaft, Medizintechnik und Forschung diskutierten über die neuesten Einsatzmöglichkeiten innovativer Gesundheitstechnologien und über gemeinsame Chancen der Zusammenarbeit.

Dabei ist allen Teilnehmenden von Vornherein klar: Das Netzwerk ist mit enormen Herausforderungen konfrontiert. Demografischer Wandel, Fachkräftemangel, extreme Arbeitsbedingungen und teils geringe Anerkennung sorgen dafür, dass innovative Lösungsstrategien unverzichtbar sind.


Gemeinsam sind wir stärker


Einen Lösungsansatz für eine bessere Zusammenarbeit von Forschung und Praxis entwickelt die Hochschule Bielefeld (HSBI). Im CareTech OWL sollen durch CareTech-HUBs bereits vorhandene mit neu entwickelten Strukturen im Versorgungssystem verknüpft werden, damit digitalisierte Technik und innovative Hilfsmittel bei den Menschen ankommen. Prof.in Dr. Annette Nauerth betont:

Uns ist es sehr wichtig, dass die entwickelten Lösungen den Bedürfnissen unserer Zielgruppe entsprechen: Das schafft man nur durch eine enge Zusammenarbeit.

Dr. Marén Schorch ergänzt:

Langfristig wollen wir so unser regionales Gesundheitssystem nachhaltig und innovativ  mitgestalten.

Auf erfolgreiche Transferarbeit setzt auch Dr. Christian Fritz-Hoffmann vom Projekt Career@BI der HSBI. Zusammen mit seinen Kolleg*innen baut er ein Beratungszentrum für assistive Technologien auf. In seinem Vortrag hat er gezeigt, wie das Potential von Technologien erfolgreich für Menschen mit Beeinträchtigungen sowie auch für Menschen in Notlagen genutzt werden kann.

An der Universität Bielefeld wird wiederum erforscht, wie Künstliche Intelligenz (KI) zur Personaleinsatzplanung beitragen kann. Als Gewinner der „Nurse Rostering Competition“ 2016 hat Jun.-Prof. Dr. Michael Römer ein großes Interesse, mit Hilfe von KI nicht nur Zeit bei der Planung zu sparen, sondern die Möglichkeiten insbesondere zu nutzen, um aus Erfahrungen zu lernen. So lassen sich Planungen immer weiter optimieren und gleichzeitig kann kurzfristig auf Änderungen reagiert werden.

Den Einsatz innovativer Technologien zur Optimierung von Abläufen in der Klinik befürwortet Dr. Georg Rüter, Geschäftsführer der Katholischen Hospitalvereinigung Ostwestfalen gGmbH (KHO). Er kommentiert:

In der KHO ist die flexible Personalplanung längst eine Selbstverständlichkeit. Eine optimierte Einsatzplanung des Klinikpersonals ist Teil des wertschätzenden Umgangs und trifft genau  den Bedarf.

Neue Ideen für ein besseres Leben


Neben der Einbindung moderner Technologien und der Senkung stetig steigender Kosten sollen Innovationen im Gesundheitswesen aber vor allem eines: Den Menschen helfen.
Uwe Borchers gab einleitend einen Überblick, wie sich das Gesundheitssystem transformiert. Dabei geht er auf die Machbarkeit von Zukunft ein und ist überzeugt, dass bereits jetzt technisch mehr möglich und nutzbar ist als gesellschaftlich akzeptiert. Die Herausforderung liegt demzufolge beispielsweise in der Aufklärung, um durch Akzeptanzsteigerung den technologischen Fortschritt zu fördern. Gleichzeitig sind auch regulierte Märkte – insbesondere im Bereich technischer Systeme, aufzuweichen, um unter anderem neuartigen Assistenzsystemen Raum zu geben. 

Über mehr Lebensqualität durch individualisierte Dialyse sprach das Start-Up Renephro des Center for Entrepreneurship der HSBI. Marvin Lohse und Frederic Leander Palesch erklärten ihren Ansatz durch eine individualisierte Behandlung die Nebenwirkungen einer Dialyse zu verringern:

Beschwerden wie Müdigkeit, Übelkeit und sogar Herzrhythmusstörung treten sehr häufig während der Behandlung auf und die Zahl an dialysepflichtigen Menschen wächst zunehmend. Wir wollen den Menschen eine schmerzfreie Perspektive bieten und ihnen Lebensqualität zurückgeben.

Das Unternehmen Entyre versucht durch die Auswertung von strukturierten Daten mehr Transparenz in die ambulante Pflege zu bringen. Dr. Andreas Hellmann, Head of Partnerships erklärt:

Bei über drei Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland kommt es durch fehlende Informationen zu Fehlversorgungen. Das führt jedes Jahr zu zigtausenden vermeidbaren Todesfällen, Krankenhausaufenthalten und hohen Kosten für das Gesundheitssystem sowie die Gesellschaft. Daher entwickeln wir technische Lösungen, die es Patienten, Ärzten, und Versicherungen erlaubt, bessere Entscheidungen für eine bedarfsorientierte Versorgung zu treffen.

Dr. med. Stephan Held, Geriater an der KHO, ist beteiligt am Aufbau der ersten mobilen geriatrischen Rehabilitation in NRW, hier in OWL:

In der geriatrischen Versorgung sehen wir immer wieder die Lücken, die nach dem Klinikaufenthalt bestehen. Zusammen mit der Hochschule Bielefeld können wir hier innovative Versorgungskonzepte entwickeln und auch das Potential von Technik nutzen, damit die Menschen auch daheim, im häuslichen Kontext gut versorgt sind. 

Zu guter Letzt präsentierten Markus Wendler und Bernd Reger der PVM GmbH ihren Ansatz für eine niedrigschwellige Labordiagnostik. Ihre Überlegung: Wenn eine Covid19-Infizierung mit einem Selbsttest zuhause überprüfbar ist, sollte dies auch für andere Erkrankungen möglich sein.

Viele Erkrankungen wie zum Beispiel Prostata- oder Darmkrebs können erfolgreich behandelt werden, wenn sie rechtzeitig entdeckt werden. Oft sind aber lange Wartezeiten beim Arzt oder die Schwierigkeit, einen Termin zu bekommen, Hindernisse, um Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch zu nehmen. Mit unserem Selbsttest kann ein erster Befund unkompliziert ermittelt und dann fundiert mit einem Arzt besprochen und behandelt werden.

Im Anschluss an die Vorträge konnten die Teilnehmenden die Räume des GesundZentrums besichtigen, sich an den verschiedenen Infoständen weiter informieren, oder mit den Vortragenden ins Gespräch kommen.
Benedikt Weiling fasst den Abend aus Teilnehmersicht zusammen:

Wenn ich am Ende des Tages nur eine gute Idee mitgenommen habe, hat es sich gelohnt. Heute müsste ich tatsächlich überlegen, welche der zahlreichen Ideen und Ansätze bei mir an erster Stelle steht.

Dazu passend äußert sich Tom Brüntrup, Mitglied des Landtages: „Es ist schön und beeindruckend zu sehen, wie Wissenschaft und Gesundheitswesen für die Menschen in der Region zusammenarbeiten.“

 
Weitere Informationen


www.thinktank-owl.de
www.caretech-owl.de
www.pvm-med.de